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= Drawlloween Story #2 - Auntie Hauntie (deutsch) =
 
Die Arachniden und die Makros auf Tublua fuhren nie eine richtige Ernte ein, die Bäume in den Wäldern der Makros trugen schon immer das ganze Jahr Früchte, auf den Weiden grasen durchgehend die fettesten und größten Rinder, die man in der ganzen Galaxis findet, und die Arachniden als Fallensteller in den Wipfeln der kilometerhohen Baumriesen haben ebenfalls immer damit zu tun, ihre kaum sichtbaren Netzen von den bis zu mannsgroßen Insekten und Vögeln bis zur Größe von Dinosauriern zu befreien.
Wenn alle Jahreszeiten so üppig mit allem Essbaren gesegnet ist, kommt man nicht wirklich darauf, sich ein spezielles Datum im Jahr auszusuchen, um das zu feiern. Obwohl das Zusammenleben der Makros mit den Menschen, oder Mikros, wie sie sich mittlerweile auf Tublua selbst nennen, seit deren Ankunft, vor über hundert Jahren nicht von Harmonie begleitet war - ganz im Gegenteil -, eine weitere Gelegenheit zum Feiern ließen sich die Makros natürlich nicht nehmen, auch wenn sie von diesen verhassten Zwergen stammte, die sich überall ausbreiteten, und die Arachniden - mit ihren vielen Kindern, die sie bespaßen mussten - schon gar nicht.
Das Erntedankfest war schon jahrzehntelang etabliert, als eine Zeit, in der sich die in die Ferne gezogenen Männer der Arachniden aufmachten, ihr Heimatnetz wieder aufzusuchen, und die Kinder ihrer Schwestern mit kleinen leckeren Geschenken aus ihrer neuen Heimat zu überhäufen.
Der Mann von Samantha Bals Schwester, Ludoviko, hatte keine lange Reise nötig, er stammte aus Klendathu, einer jungen Arachnidenstadt, benannt nach einem Planeten aus der Menschenliteratur, in der sich mit den Bals und ein paar anderen Familien eine Handvoll von Mikroforschern angesiedelt hatten, denn er hatte sich mit Miranda eine Mikrobraut ausgewählt, und auch wenn sie nur sieben Kinder hatten, zwei Paar Zwillinge und einmal Drillinge, er hätte bei ihrem Anblick, dem Muster wie dem seinen auf ihrem Hinterleib, und den kleinen Gesichtern, einer Mischung aus Miras weichen Gesichtszügen und Dodos Anzahl an Augen, und dem Trappeln ihrer Spinnenbeinchen, wenn sie miteinander herumtollten, nicht glücklicher sein können.
 
Da Sam als einziges Geschwister ihrer Mutter Mira die Aufgabe des Geschenkebringers übernehmen musste, und ihr die Kleinen schon einen Monat vor dem Fest in den Ohren lagen, beschloss sie eine andere Tradition von der Erde wiedereinzuführen, um sie in der Zwischenzeit zu beschäftigen: das Schreckensfest Halloween. Sie studierte, was davon übernommen werden konnte und kam auf die Idee eines Haunted House, und um es noch ein wenig interessanter zu machen, in Form eines Escape-Rooms.
Sam kam neben ihrer Forschungsarbeit fast nicht schnell genug mit dem Zeichnen der Pläne und Ausdenken der Rätsel hinterher, so schnell war das gute halbe Dutzend Spinnchen damit fertig, sie umzusetzen, und so war schon ein paar Tage später das Spuk-'Haus' fertig: ein undurchsichtiger Kokon aus schwarz gefärbter Spinnenseide, mit sieben Räumen, in denen jedes der Kinder seine Rolle als Schreckensgestalten aus der irdischen Folklore spielte, und den Leuten half, die Rätsel zu lösen: Die Jungs spielten Dracula, Frankensteins Monster und ein Skelett, während die Mädels einen Werwolf, eine Mumie, einen Geist und einen Zombie darstellten.
Der Eintritt in das Haus musste in Form von Süßigkeiten geleistet werden, und Sam selbst war am Ausgang als Hexe gekleidet, ging in ihrer Rolle völlig auf, und jagte nach den Kindern, die trotz der Verkleidung noch zum Anbeißen süß aussahen, zum Schluss denjenigen, die den Ausgang der Schande nehmen mussten, da sie es nicht geschafft hatten, die Rätsel in der angemessenen Zeit zu lösen, noch einen gewaltigen Schrecken ein.
 
Das Haus war so ein großer Erfolg, dass die Nachricht sogar ins Makroreservat durchdrang, und die Kinder gebeten wurden, für sie ein ähnliches Rätselhaus zu bauen. Die ganze Spinnenbande aus Dodo's Verwandtschaft beteiligte sich, und so war auch dieses, in Richtung zur Makrosiedlung bei Klendathu, im Nu gesponnen.
Auch das war am Anfang ein Riesenerfolg, doch als die Makros erkannten, dass das letzte Wesen ein Mikro war, das es auch noch wagte, ihnen einen Schrecken einzujagen, gingen sie empört zu ihrer Siedlung zurück, nicht wissend, dass genau diese Hexe einer der Gründe war, weswegen die Spannungen zwischen den Makros und Mikros wieder aufgeflammt waren. Immer weniger neugierige Makros kamen, und schon am Nachmittag kamen keine Besucher mehr, so dass die Kleinen mit ihrem Vater zurück in die Stadt gingen, das Bisschen an Traurigkeit weggetröstet durch die Berge an Süßigkeiten, die die Makros mitgebracht hatten.
 
Sam blieb noch ein Weilchen und streifte durch die Wälder, das Ziel ihrer früheren Forschungen als Exobiologin mit Fachgebiet Nahrungsketten, bevor sie sich vollständig der genetischen Modifikation widmete, und suchte die Stelle auf, wo sie ihren Initiationsritus vollzog, an dem sie in den Hexenzirkel der Anhänger von Cruz aufgenommen wurde. Wäre da nicht ihre Familie, sie würde es nicht erwarten können, ihre sterbliche Hülle abzulegen und ihren Platz in Cruz Garten einzunehmen. Bei dem Spaß, den sie mit ihren Neffen und Nichten hatte, vielleicht sollte sie es sich doch noch überlegen, und mit ihrem Dauerverlobten Oleg eine eigene Familie zu gründen.
 
Als sie am späten Abend wieder zum Makrospukhaus kam, hörte sie darin lautes Gerumpel. Jemand war eingebrochen, und zerlegte gerade die Einrichtung, und der Lautstärke nach, mussten das Makros sein. Auch wenn wohl kein Makro mehr vorbeikommen würde, um sich für eine Handvoll Süßigkeiten ein wenig Rätsel- und Gruselspaß zu gönnen, dass jemand die Arbeit ihrer Kleinen einfach so kaputtmacht, brachte Sam auf die Palme.
Sie schlich sich in das Haus, wo zwei Makros gerade die Deko in zweien der Zimmer zerlegte. Sie schnallte sich das Hoverpack auf den Rücken, mit dem eine ihrer Nichten den Geist gespielt hat, und stellte einen der jungen Makromänner zur Rede. Dieser schlug aber sofort mit der bloßen Faust nach Sam, und staunte gewaltig, als diese nicht auswich, sondern seine Faust in einem Mund verschwand, die sich an Sams Gesicht wie ein Raumportal vor ihm öffnete. Ein kräftiges Schlürfen von Sam, und nicht nur sein Arm, sondern der ganze Kerl verschwand in ihrem Schlund. Was blieb war das groteske Bild einer Frau mit spitzem Hut, gekleidet in ein schwarzes Kostüm, aus dem unten heraus ein nackter Bauch heraus hing, der achtmal so groß war wie ihr Körper selbst, in dem der Kerl Tritte und Schläge austeilte, die aber alle an der elastischen Bauchwand verpufften.
Da kam der zweite Kerl herein, und Sam fand sich wieder in der Rolle der fürchterlichen Hexe, nur dass der zweite Kerl diesmal wirklich um sein Leben fürchten musste. Sie rezitierte einige Aussprüche eines zwergenhaften, Makros verschlingenden Wesens aus einem alten mythologischen Text der Makros, dessen wahre Bedeutung sie selbst erst verstanden hatte, als sie von Cruz' Zirkel erfuhr, und als der Kerl die Flucht antreten wollte, ließ sich Sam über ihn schweben, und legte einfach mit weit geöffnetem Mund einen Sturzflug hin. Durch das gewaltige Gewicht, das das Hoverpack tragen musste, waren die Akkus schon nach wenigen Augenblicken erschöpft, und das keine Sekunde zu früh.
Sam war selbst überrascht, wie leicht es ihr fiel, die beiden zu verschlingen. Das letzte und erste Mal war bei ihrer Initiation gewesen, mit Ach und Krach hatte sie es geschafft, und hätte sie versagt, sie wäre selbst die Mahlzeit der Oberhexe geworden. Doch nun, mit weiteren genetischen Modifikationen, welche unter anderem den biologischen Einsatz der neuesten Hammerspacetechnologie beinhalteten, war es für sie ein Zuckerschlecken. Und der Tumult, der sich in dem gewaltigen Sack unter ihrem Herzen abspielte, erzeugte in ihr ein Wohlgefühl, wie sie es noch nie erlebt hatte. Also ließ sie ihn über sich ergehen, hielt ihre Verdauung zurück und konzentrierte sich erst dann darauf, als er abgeklungen war. Sam war gespannt, wie lange sie diesmal brauchen würde, das erste Mal war sie eine ganze Woche im Wald gelegen und musste sich tagelang den Spott ihrer Mithexen anhören. Diesmal war sie sich sicher, dass sie es mit einmal darüber Schlafen erledigen könnte. Schade, dass sie das Haus am nächsten Tag wohl abfackeln müssen würde, da sie sich vor Ort wieder erleichtern musste. Vielleicht fällt ihr ja etwas ein, damit sie in Zukunft nicht wieder so eine Schweinerei erwartet wie die vom nächsten Morgen, falls so etwas wieder passiert.
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Drawlloween #2 - Auntie Hauntie (deutsch) By stratokummulus -- Report

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Für Drawloween, aber geschrieben als Flashfiction im Salvoreger Universum.

#2: Eine Hexe an Halloween als Hexe verkleidet, wie klischeehaft.

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