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= Drawlloween Story #3 - Slashing Prices (deutsch) =
 
Patty war schon lange nicht mehr auf einem anderen Planeten, nun hatte sie Purr in einem ihrer Shuttles mit nach Pasimgra mitgenommen, als Zwischenstopp zur DPE-Akademie, wo sie den Job als Köchin in der neuen Mensa annehmen würde. Nach der planetenweiten Implementierung der Restaurationstechnologie war ihr Job im Pred-Department der Tubluaner Polizei im Großen und Ganzen überflüssig geworden, und nach Tammy, die schon seit fast zehn Jahren in aller Herren Galaxien Salvoregeraufträge übernahm, waren auch ihre jüngeren Töchter mittlerweile flügge geworden. Also strich sie die Pension ein, die ihr nach über fünfundzwanzig Jahren im Dienst zustand - sie und ihr Mann Blake waren sowieso die letzten ihrer Altersstufe im Streifendienst - und nahm diese einzigartige Gelegenheit beim Schopf. Sie hatte zwar bisher nur zu Hause gekocht, doch mit einer Salvoregerin und zwei Proto-Salvoregerinnen als Töchter, und regelmäßigem Besuch, der den gleichen Appetit aufwies, war sie die stolze Besitzerin einer Hammerspace-Küche, die einer professionellen in nichts nachstand, und sie hatte mittlerweile mehr als ausreichend Erfahrung gesammelt um auch diese Aufgabe zu stemmen.
 
Nun wartete sie auf Tammy, die sie die zweite Hälfte der Strecke mitnehmen sollte, und nutzte die Zeit, um mit Purrs Familie durch die Fressmeile von Lag Enyo, Purrs Heimatstadt, zu ziehen. Pasimgra war ein fast reiner Prey-Planet, und Priscilla, genannt Purr, eine extrem felin aussehende Neko und Adoptivtochter eines Meerschweinchenleutepaares, war eine seltene Ausnahme, und von ihrem Verhalten her eher eine Prey. Und so war es nicht verwunderlich, dass sich hier an der Promenade ausschließlich vegane und vegetarische Restaurants befanden, während diejenigen, an denen Patty eher interessiert war, fast ausschließlich in eher schmuddeligen Nebenstraßen zu finden waren.
 
An einem belebten Platz, mit einem Springbrunnen im Zentrum, wurde das Gespräch zwischen Tomàs und seiner Tochter lebhafter, aber ihre Mutter Carmen ließ sich nicht ablenken, und stimmte in ihre übliche Schimpftirade über den Besitzer eines der hier liegenden Restaurants ein. Er war nicht nur einer der ersten 'Freunde', die die Familie Rojas y Flores fallen gelassen hatte, als ihre Transporterfirma wegen der Fehlfunktion, die Tammys Unfall verursachte, in finanzielle Probleme geriet, sondern streute, wie sich im Nachhinein herausstellte, auch noch Gerüchte, so dass er bei der Zwangsversteigerung einiger ihrer Immobilien besonders günstig mitbieten konnte. Legal hatte man ihm nichts nachweisen können, und so hatte er mit dem Gewinn aus dem Weiterverkauf dieses Lokal geöffnet. Für Purr und Tomás war das eine alte Leier, mit Fakten, an denen sich nichts mehr ändern ließ, doch Carmen musste jedes Mal wieder den Finger in diese offene Wunde legen.
Am Restaurant selbst war kaum etwas auszusetzen. Das Essen war gut, die Portionen üppig, und es war eines der wenigen an der Hauptallee, in die man einen Pred-Gast mitnehmen konnte, ohne in die 'authentischeren' Ecken der Fußgängerzone abzweigen zu müssen. Das Geschäft lief also gut, aber der Besitzer konnte es nicht lassen, hier und da einen Nepp zu starten, wie den, der gerade an der Werbetafel abzulesen war. Diesmal waren es die "Ess-dein-Tellerchen-leer-Tage", die angepriesen wurden. Wer es schaffte, den Gourmand-Teller leerzuessen, bekam den Nachschlag am selben Tag um zehn Prozent günstiger, wenn man diesen auch noch verdrückte, würde noch einmal derselbe Betrag vom Preis abgezogen, und so weiter, sollte man aber am Schluss noch etwas auf dem Teller haben, musste man für alles den doppelten Preis zahlen. Das letzte stand selbstverständlich nur im Kleingedruckten, das sich natürlich nur Leute wie Purr durchlasen. Purr schmunzelte. Klar stand dort, dass dieses Angebot für Salvoreger und andere Leute, die sich einer ähnlichen Operation unterzogen hatten, sowie die üblichen Vielfraßspezies nicht galt, Tubluaner mit vererbten Fähigkeiten waren aber nicht ausgenommen. Was sie auch vergessen hatten, war, eine Maximalmenge anzugeben, ein Fauxpas, der keinem Restaurant auf einer Pred-Welt passieren würde, hier auf Pasimgra aber offenbar noch möglich war.
Carmen war zuerst außer sich, als Purr vorschlug im 'Cuy Timado' zu essen, aber als sie Purrs Plan hörte, war sie doch mit dabei.
 
Die vier ließen sich einen Tisch auf der Außenterrasse geben, nicht nur, weil Pattys so schon permanent mehrfach schwanger aussehender Bauch schon so kaum durch die Tür passte, sondern um möglichst viele Zuschauer zu haben, und die würden sie in Lag Enyo bekommen. Don Tomás und Doña Carmen waren immer noch geachtete Persönlichkeiten, ihr Transporterbetrieb hatte einen gewissen Wohlstand in die Gegend gebracht, und sie hatten ihre Angestellten immer gut behandelt und großzügig bezahlt. Leute, die nur ein wenig der Hintergrundgeschichte kannten, wären schon deswegen verwundert, dass sie gerade in diesem Etablissement äßen. Die übrigen würde Patty beim Essen zuzusehen allein schon fesseln.
Die Rojas bestellten sich das Tagesmenü, die Angestellten des Restaurants waren keine Ortsansässigen, also erkannten sie sie nicht. Patty wiederum tat, als wüsste sie nicht, was gespielt würde. Eher nebenbei schien sie sich für das Sonderangebot zu entscheiden, und einige Minuten später erschienen drei Kellner mit dem Essen, einer, der die drei Tagesmenüs servierte, und zwei, die die Schlemmerplatte anschleppten. Patty war etwas enttäuscht. Es sah zwar alles wunderbar aus, und roch herrlich, aber die Portionsgröße war doch etwas mickrig. Also bestellte sie gleich die zweite Platte, bevor sie noch mit dem Essen angefangen hatte.
Die Rojas aßen betont langsam, und unterhielten sich dabei über die verschiedensten Themen, während Patty vollends damit beschäftigt war, Essen in sich hineinzuschaufeln. Die Teller der anderen waren nur zu einem Drittel geleert, da fragte Patty schon beim Kellner nach, wo denn der Nachschub bliebe, und bat auch um größeres Besteck.
Während die erste Platte aus einer riesigen Portion Würsten mit Bratkartoffeln und gemischten Gemüse bestand, war die zweite Platte gefüllt mit gebratenen Hähnchen und einem dick mit Käse überbackenen Brokkoliauflauf. Patty hielt sich nicht damit auf, die Hähnchen zu entbeinen, sondern schob sie sich wie einen Ortolan im Ganzen in den Mund. Purr hatte sie ja betont darauf hingewiesen, nichts auf dem Teller zurückzulassen, auch nicht den kleinsten Knochen.
So ging es Platte für Platte weiter, und Patty aß pflichtbewusst alles leer. Die Angestellten trauten sich nicht, ihr etwas aufzutischen, was offensichtlich nicht genießbar war, zu viele Schaulustige drängten sich mittlerweile um die Terrasse. Patty bestellte etwa alle fünf Minuten nach, und nach zwei Stunden kam der Oberkellner und musste zugeben, dass nichts mehr da war, was man ihr servieren konnte. Die letzten Platten hatte man ihr sowieso schon direkt auf ihrem Bauch serviert, da sie den Tisch nicht mehr erreicht hatte.
Also leckte Patty die letzte Platte blitzeblank, und verlangte die Rechnung.
 
Eine Minute später hörte man ein großes Getümmel im Inneren des Restaurants. Purr, die die Anzahl der Platten gezählt hatte, und die Software, mit der die Abrechnungen der Restaurants auf Pasimgra erstellt wurde, kannte, wusste haargenau, was der Grund dafür war, und musste sich mit dem Grinsen zurückhalten.
Nach einigen lautstarken Diskussionen in der Küche, und der offensichtlichen Erkenntnis, dass die Rechnung stimmte, kam schwitzend der Oberkellner mit dem Ausdruck der Rechnung an den Tisch. Pasimgra war eines der Relikte, in denen noch Papier und sogar noch Papiergeld existierte.
"Ich übernehme das!", meldete sich Purr, und sah sich den Zettel an. Der Betrag der angegeben war, entsprach etwas mehr als dem dreifachen einer Schlemmerplatte, aber das Vorzeichen war negativ. Nach der elften Platte war der Preis nämlich unter 0 Credits gesunken, und die immer höheren negativen Preise hatten die Gesamtsumme nach der einundzwanzigsten ins Negative getrieben.
"Ich würde sagen, minus einhundertfünf Prozent Trinkgeld", meinte Purr trocken, und legte einen Schein auf den Zettel, der ungefähr gerade einmal das deckte, was die Rojas gegessen hatten. "Passt so!"
Der Kellner und die Menge um ihn herum war perplex, doch als der Kellner verstand, was Purr meinte, hellte sich sein Gesichtsausdruck etwas auf, er nahm den Schein und bedankte sich.
 
Erst, als die kleine Truppe außerhalb der Hörweite des Restaurants waren, fingen sie an zu prusten.
"Ich kann gar nicht verstehen, warum dich Tammy 'Antispaß' nennt." meinte Patty.
"Die nennt mich wie?!" Purr sah sie bestürzt an, ihre Eltern verstummten und Patty schaute mindestens genauso bestürzt zurück. "War'n Witz." gab Purr sofort zu und zeigte mit einem frechen Lächeln ihre kleinen Reißzähne.
"Und keiner hat gelacht, also muss was dran sein!", sagte Tomás, und die drei Älteren kicherten wieder. "Wie konnte ich als Vater nur so versagen!" frotzelte er weiter, und das Kichern wurde zum schallenden Lachen.
"Ja, klar", Purr rollte mit den Augen.
 
Wieder Zuhause, stand Tammys kleines Reisehäuschen schon in der Einfahrt, das sie immer mit sich herumtrug, wenn sie Passagiere erwartete. Patty konnte nicht mit hineingehen, da die Türen für Preys mit normalgroßen Bäuchen ausgelegt waren.
"Musstest du dir wirklich noch den Bauch vor dem Flug so vollschlagen?", fragte Tammy, als sie herauskam. Denn so aufgeblasen würde ihre Mutter auch nicht in das Reisehäuschen passen, und Nicht-Salvoreger brauchten die darin aufgebaute Atmosphäre.
"Als ob du jemals ein Gratisessen ausgeschlagen hättest! Komm lieber her auf meinen Bauch und lass dich knuddeln!"
Das ließ sich Tammy nicht zweimal sagen, und sie machte einen Hechtsprung auf ihren Bauch, landete zielgenau so, dass sie sie umarmte. Und so lagen die beiden da, und schliefen kurzerhand bei den gurgelnden Geräuschen, die Pattys Verdauung von sich gab, ein.
"Seltsame Familie!", meinte Tomás.
"Du wiederholst dich", erwiderte Purr, und verschwand mit den Worten "Aber ich brauch’ auch erst mal eine Siesta!" im Haus der Rojas, und ihre Eltern folgten ihr.
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Drawlloween #3 - Slashing Prices (deutsch) By stratokummulus -- Report

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Für Drawloween, aber geschrieben als Flashfiction im Salvoreger Universum.

#3: Wie man mit einem negativen Trinkgeld zufrieden sein kann.

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